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Die gute Botschaft, wie mache die Bibel nennen, kennt die Auseinandersetzung um den Begriff der 'Rache': Auge um Auge ... Irgendwann wurde dann dieser Meinung eine Alternative beiseite gestellt: 'Liebe deine Feinde ...' oder 'halte auch die andere Wange hin ...'
Die Frage stellt sich, wenn man 'aufgeklärt' ist und in einer bürgerlichen Gesellschaft lebt und deswegen nicht mehr Religion(en) benötigt, um gesellschaftsfähige Moralvorstellungen anzusetzen, was denn nur der 'richtige' Weg, die 'richtige' Haltung ist. Wenn Gesellschaft mehr oder weniger sinnvolle Regeln (Gesetze) aufstellt und mittels Verfahren (Gerichtsprozesse) über deren Einhaltung wacht, was macht man dann mit allen, die gegen die Regeln verstoßen? Also, die kleine oder große Gesetzesübertretungen begangen haben bzw. denen man solches unterstellt. Oder anders gesagt, welche Regeln und Moralvorstellungen gelten für 'Verbrecher'?
Wir kennen da das 'fair trail', das faire Gerichtsverfahren, welches immer von einer Unschuldsvermutung ausgehen sollte. Wir kennen das 'wer gesühnt hat, dem wird vergeben' (alles übrigens nicht im Einklang mit der Bibel(!), denn dort wird auch dem größten Sünder von allen Gläubigen sofort vergeben, wenn er glaubt und nicht wenn er sühnt). Ziel der dieser und anderer Prinzipien, welche meist aus der römischen Gesellschaft stammenden Rechtsverständnis abgeleitet sind ('alle sind vor dem Recht gleich'), sollen eines bringen, dass diejenigen, die Recht sprechen, dieses mit 'gutem' Gewissen tun können. Also nicht der Rache der Familien der Verurteilten anheim fallen und keine Bedrohungen zu fürchten haben. Wäre das nicht so, hätte man ja ein Problem mit den Richtern ('im Namen des Volkes'), weil niemand das Risiko auf sich nehmen würde.
Fassen wir mal zusammen: Immer wenn wenn es Regelungen gibt, dann gibt es automatisch auch Menschen, die dagegen verstoßen, weil ansonsten bräuchte man ja nichts zu regeln. Ob die Regelungen einen moralischen 'Sinn' haben, spielt dabei keine Rolle, solange sie von der Gesellschaft getragen werden. Und es spielt auch keine Rolle, ob sie 'demokratisch' zu Stande gekommen sind. Um den Umgang mit den Rechtsverletzern für alle erträglich zu machen, weil es im Prinzip ja jeden einmal treffen könnte, konstruiert man ein aufwendiges kollektives Seelenberuhigungsverfahren (Rechts- und Prozessordnung).
Nun gibt es auch immer Betroffene, die nicht ganz so abstrakt herangehen können. Weil sie es nicht 'raffen', dass man Leute auch hinrichten muss, damit die 'Seele ihre Ruhe bekommt' oder dass Leute auch 'ohne ein faires Verfahren' verknackt werden bzw. frei kommen. Oder dass sich Widersprüche zwischen gesetzlichen Regelungen ergeben, die keiner wirklich versteht und die auch temporär sehr unterschiedlich interpretiert werden. Es gibt, wie gesagt, Betroffene, die emotional nicht mitkommen: Vergewaltiger, die auch nach einem Verfahren und einer Strafe, weiter vergewaltigen möchten oder Opfer, die ihre Peiniger für immer weg sperren möchten oder unschuldig Verurteilte, die ihr Leben lang für ihre Unschuld kämpfen oder oder oder ...
Und dann gibt es Menschen, die diese Emotionen ausnutzen für ihre Zwecke und dabei auf ein 'moralisches' Recht verweisen, welche die Gesellschaft (noch) nicht erfüllt ... und keine Hemmungen dabei haben, dies auch zu tun, wenn sie dabei selbst zu Gesetzesübertretern werden. Warum? Weil nichts so schön ist, wie die Süße der Rache ...
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,722714,00.html
Itari
PS. Selbst Artikelschreiber schlagen sich auf die eine oder andere Seite, nutzen Emotionen aus und haben nicht unbedingt immer alles wirklich verstanden: "ob sind ... überhaupt einer Straftat schuldig gemacht hat, muss die Polizei klären"; ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe einem Gericht obliegt.
Die Frage stellt sich, wenn man 'aufgeklärt' ist und in einer bürgerlichen Gesellschaft lebt und deswegen nicht mehr Religion(en) benötigt, um gesellschaftsfähige Moralvorstellungen anzusetzen, was denn nur der 'richtige' Weg, die 'richtige' Haltung ist. Wenn Gesellschaft mehr oder weniger sinnvolle Regeln (Gesetze) aufstellt und mittels Verfahren (Gerichtsprozesse) über deren Einhaltung wacht, was macht man dann mit allen, die gegen die Regeln verstoßen? Also, die kleine oder große Gesetzesübertretungen begangen haben bzw. denen man solches unterstellt. Oder anders gesagt, welche Regeln und Moralvorstellungen gelten für 'Verbrecher'?
Wir kennen da das 'fair trail', das faire Gerichtsverfahren, welches immer von einer Unschuldsvermutung ausgehen sollte. Wir kennen das 'wer gesühnt hat, dem wird vergeben' (alles übrigens nicht im Einklang mit der Bibel(!), denn dort wird auch dem größten Sünder von allen Gläubigen sofort vergeben, wenn er glaubt und nicht wenn er sühnt). Ziel der dieser und anderer Prinzipien, welche meist aus der römischen Gesellschaft stammenden Rechtsverständnis abgeleitet sind ('alle sind vor dem Recht gleich'), sollen eines bringen, dass diejenigen, die Recht sprechen, dieses mit 'gutem' Gewissen tun können. Also nicht der Rache der Familien der Verurteilten anheim fallen und keine Bedrohungen zu fürchten haben. Wäre das nicht so, hätte man ja ein Problem mit den Richtern ('im Namen des Volkes'), weil niemand das Risiko auf sich nehmen würde.
Fassen wir mal zusammen: Immer wenn wenn es Regelungen gibt, dann gibt es automatisch auch Menschen, die dagegen verstoßen, weil ansonsten bräuchte man ja nichts zu regeln. Ob die Regelungen einen moralischen 'Sinn' haben, spielt dabei keine Rolle, solange sie von der Gesellschaft getragen werden. Und es spielt auch keine Rolle, ob sie 'demokratisch' zu Stande gekommen sind. Um den Umgang mit den Rechtsverletzern für alle erträglich zu machen, weil es im Prinzip ja jeden einmal treffen könnte, konstruiert man ein aufwendiges kollektives Seelenberuhigungsverfahren (Rechts- und Prozessordnung).
Nun gibt es auch immer Betroffene, die nicht ganz so abstrakt herangehen können. Weil sie es nicht 'raffen', dass man Leute auch hinrichten muss, damit die 'Seele ihre Ruhe bekommt' oder dass Leute auch 'ohne ein faires Verfahren' verknackt werden bzw. frei kommen. Oder dass sich Widersprüche zwischen gesetzlichen Regelungen ergeben, die keiner wirklich versteht und die auch temporär sehr unterschiedlich interpretiert werden. Es gibt, wie gesagt, Betroffene, die emotional nicht mitkommen: Vergewaltiger, die auch nach einem Verfahren und einer Strafe, weiter vergewaltigen möchten oder Opfer, die ihre Peiniger für immer weg sperren möchten oder unschuldig Verurteilte, die ihr Leben lang für ihre Unschuld kämpfen oder oder oder ...
Und dann gibt es Menschen, die diese Emotionen ausnutzen für ihre Zwecke und dabei auf ein 'moralisches' Recht verweisen, welche die Gesellschaft (noch) nicht erfüllt ... und keine Hemmungen dabei haben, dies auch zu tun, wenn sie dabei selbst zu Gesetzesübertretern werden. Warum? Weil nichts so schön ist, wie die Süße der Rache ...
http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,722714,00.html
Itari
PS. Selbst Artikelschreiber schlagen sich auf die eine oder andere Seite, nutzen Emotionen aus und haben nicht unbedingt immer alles wirklich verstanden: "ob sind ... überhaupt einer Straftat schuldig gemacht hat, muss die Polizei klären"; ich gehe davon aus, dass diese Aufgabe einem Gericht obliegt.
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