Verschlüsselung in England...

[Frogman]

...scheint bald nichts mehr wert zu sein.
Hier äußert sich der Premierminister dahingehend, dass als Konsequenz der Anschläge in Paris zukünftig alle Kommunikation für die Geheimdienste einsehbar sein müssen - sprich mit einer staatlich legitimierten Hintertür. Und das, obwohl bereits die vergangenen Auswucherungen der Überwachung bewiesen haben, dass dadurch keineswegs mehr Sicherheit generiert wird - sondern nur privateste Details der breiten Bevölkerung für obskure Zwecke gehortet werden kann. Klingt noch eine Spur schärfer als das, was von den Amerikanern gewohnt ist.

Wird Euch da nicht auch etwas mulmig, wenn man so etwas lesen muss?

 

[dil88]

Ja, auf jeden Fall, auch wenn es mich bei den Briten leider nicht überrascht. Mich würde einmal interessieren, was diese Politiker reitet. Dass die Geheimdienstler gerne größere Budgets, mehr Mitarbeiter, mehr Macht wollen, das verstehe ich noch, auch wenn ich es in diesem Zusammenhang für grundfalsch halte, weil das Brute-Force-Prinzip gegenüber intelligenten, problemadäquaten Ansätzen immer im Nachteil ist - finanziell wie von der gesellschaftlichen Akzeptanz her. Aber dass sich viele Politiker in den USA und in GB so dermaßen vor diesen Karren spannen lassen, ist traurig und zumindest für mich unverständlich.

 

[Frogman]

Ist ja Wahlkampf, das macht deutlich, warum - aber dass so etwas tatsächlich offen gesagt wird und dann auch offenbar erwartet wird, dass die Leute das unterstützen und ihn wählen? Kann man echt so naiv sein und nach dem Motto "ich hab ja nichts zu verbergen" seine Privatsphäre gänzlich abschafft? Freiwillig??

 

[dil88]

Na ja, die Antwort auf diese Frage bekommst Du bei Facebook etc. jeden Tag geliefert. Nur ist dort die Teilnahme freiwillig, während der britische Premierminister der ganzen Nation die Privatsphäre nimmt. Aber sind ja nur Staatdiener, echte Helden a la James Bond, denen kann man ja alles anvertrauen ...

 

[stefan_lx]

und dann fällt mir der Satz ein, der Benjamin Franklin zugesprochen wird:

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.

Stefan

 

[kentac]

Wow... Nie waren diese Worte so wahr wie in die Letzen ein paar Jahren, am meisten in die Letzten paar Monaten...

 

[Puppetmaster]

Allzu viele Sorgen mache ich mir deswegen nicht. Gottlob sind es eben nicht nur staatliche Forschungen, die vermeintlich sichere Verschlüsselungen generieren, hier kann ja prinzipiell jeder mitmachen. Und wenn der Algorithmus und der Quellcode offen sind ...
Wenn dann schon der Staat diese Überwachung flächenmässig ankündigt werden die alternativen Entwickler nicht lange auf sich warten lassen und Methoden entwickeln, die den Gedanken untergraben.
Kann man ja überall beobachten, s. div. Kopierschutzmechanismen. Letztlich ist alles ausgehebelt. Und anders herum funktioniert das eben auch.

 

[ctrlaltdelete]

Sehe ich genau so.

Allzu viele Sorgen mache ich mir deswegen nicht. Gottlob sind es eben nicht nur staatliche Forschungen, die vermeintlich sichere Verschlüsselungen generieren, hier kann ja prinzipiell jeder mitmachen. Und wenn der Algorithmus und der Quellcode offen sind ...
Wenn dann schon der Staat diese Überwachung flächenmässig ankündigt werden die alternativen Entwickler nicht lange auf sich warten lassen und Methoden entwickeln, die den Gedanken untergraben.
Kann man ja überall beobachten, s. div. Kopierschutzmechanismen. Letztlich ist alles ausgehebelt. Und anders herum funktioniert das eben auch.

 

[stefan_lx]

Das man das Aushebeln kann, ist klar, aber dann wird halt die Verschlüsselung per Gesetz verboten, damit illegal und strafbar...

Stefan

 

[Puppetmaster]

Schon klar. Aber ich behaupte einmal, das wird keinen schrecken, zumal ein zwangsläufiger Prozess über die informationelle Selbstbestimmung sicherlich großes Interesse nach sich ziehen wird.
Konsequenterweise müsstest du ansonsten Dinge wie Postgeheimnis etc. auch gleich abschaffen.

 

[Frogman]

Konsequenterweise müsstest du ansonsten Dinge wie Postgeheimnis etc. auch gleich abschaffen.

Was de facto doch eigentlich schon der Fall ist - mit dem Argument einer "Terrorvorsorge" wird doch bereits heute systematisch Kommunikation kontrolliert, wenngleich eben juristisch mindestens in der Grauzone.

 

[Puppetmaster]

"Praktisch der Fall" und "von Gesetzes wegen abgeschafft" klafft dann aber doch noch etwas auseinander.

 

[Frogman]

Ja eben, darauf wollte ich ja hinaus... bisher wird's gemacht, wenn etwas dazu berichtet wird, regt sich ein Teil der Leute auf (diejenigen, die wissen, wie wichtig Privatsphäre und ihr Schutz ist) und der Rest wundert sich oder schaut weg. Aber staatlich legitimierter Durchleuchtungswahn ist dann doch etwas anderes - und mich macht ja so fassungslos, wie man damit tatsächlich in den Wahlkampf ziehen kann. Nun ja, England erwägt ja den Austritt aus der EU, werden sie dann wohl auch machen müssen, denn ich kann nur hoffen, dass andere Länder hier anders entscheiden.