Hi Holgo,
das ist jetzt (zum Teil auch) eine Antwort auf deine PN ...
Jetzt lese ich deine Geschichte und denke mich in dich hinein und weiß nicht wirklich, was ich antworten soll, weil das, was ich in dem Thread gepostet hab mit dem, was du schreibst, nicht wirklich zusammenpasst. Mein Post war eine Referenz zu dem Thema, wie man mit Begriffen ein Spiel spielt, das keiner versteht (illegale Kopien) und der Autor des verlinkte Beitrags macht sich mit seiner Analyse lustig darüber - gleichwohl ist sie so tiefsinnig, wie manch andere Argumentation zu diesem Thema. Das Spiel mit den Begriffen hat wenig mit Urheberrecht zu tun, auch wenn es uns immer so gesagt wird, weil das Spiel würde ja auch so gehen, wenn es gar kein Urheberrecht geben würde ... da würde man dann etwas anderes finden. Es geht in Wirklichkeit darum, dass Medienmonopole nicht hinnehmen wollen, dass ihre Profite auf den 'alten' Vertriebswegen schwinden und sie das dann auch auf die Künstler umschlagen und diese vor den Karren spannen. Da mag man nun trefflich drüber streiten, will ich nun gar nicht, weil, ob jemand mit seinem Standpunkt Recht hat oder nicht, es ja für diese Diskussion keine wirkliche Rolle spielt.
[Man könnte darüber sogar philosophisch streiten, dass erst durch ein musische Grundbildung, die ja die Gesellschaft bezahlt, der Bürger überhaupt in der Lage ist, künstlerische Werke zu konsumieren und deswegen die Medienmonopole eine Abgabe an den Staat speziell für diese Ausbildung entrichten müssten ... das ist genauso wie bei Ärzten, die ja auch dafür, dass Menschen die durch Gesellschaft 'krank' werden oder sich z.B. als nicht 'schön' empfinden, eigentlich auch etwas dafür bezahlen müssten, dass sie auf diese Weise Kunden bekommen - Ja und klar, da alle mal Lesen und Schreiben gelernt haben und dann deswegen was Tolles geworden sind, müssten auch alle dafür ein Leben lang etwas an die Lehrer bezahlen ...]
Das Problem (bei ACTA usw.) ist die 'Unangemessenheit' mit der man 'Abschreckung' aufbauen möchte ... und weil es recht viel Interpretationsspielraum gibt und weil die meisten Menschen mit juristischen und wirtschaftlichen Themen überfordert sind. Deswegen muss die Gesellschaft die Menschen vor dieser 'Unangemessenheit' schützen, also z.B. durch ein klar definiertes Recht auf Privatkopie und dem Einstellen der Unterstellung, das jeder Kunde als 'kriminell' zu betrachten (Vorspann, Aufdrucke, Angstmache).
Meine Posts in dieser Diskussion sollten etwas übertrieben darauf aufmerksam machen, dass es sehr schnell dazu kommen kann, dass 'übertriebene Maßnahmen' entstehen und der Einzelne gar nicht kapiert, warum, weil es kompliziert gemacht wird. ACTA ist so ein Beispiel. Selbst Politiker und Juristen sind sich nicht wirklich klar, ob dort etwas 'Selbstverständliches' drinne steht oder die Tür zu weitreichenden Maßnahmen erst geöffnet wird (Büchse der Pandora). Und es ist halt auch seltsam, dass Rechtspositionen nicht öffentlich und ausgeglichen verhandelt werden, sondern so getan wird, als wäre das Urheberrecht ein Naturrecht, dass man auf jeden Fall durchsetzen muss und nicht auch in Frage stellen dürfte. Statt dessen wird eine staatliche Verpflichtung angebahnt, die eine Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen fördert, ohne dabei an eine Rechtssicherheit der Menschen zu denken. Im Grunde sollen alle Handlungsweisen legalisiert werden, den Menschen auch ohne Verdacht zu überprüfen. Der Standpunkt, Menschen vor dieser Willkür zu schützen, wird im Moment so dargestellt, als würde man den Künstlern, Autoren usw. die Butter vom Brot nehmen. Besser wäre es allemal, die ganze Geschichte aus der Kriminellenecke heraus zu holen und sich über Modelle zu unterhalten, die einen Ausgleich schaffen, ohne dass sie den Einzelnen überfordern oder verunsichern. Wenn bei solchen Zukunftsmodellen die Medienkonzerne und Rechteverwerter ihren Einfluss verlieren, mag das Bedauerlich sein, aber ist nicht wirklich schlimm. Auch die Postkutschenradherstellermanufaktur hat ihre Bedeutung in der heutigen Zeit verloren ....
Die Diskussion hier hat noch viel mehr Facetten, als das Kopieren von Filmen, Musikstücken oder Büchern. Das gibt es das Patentwesen mit Trivialpatenten (in der Softwareindustrie) und der Patentierung von menschlichen Genomen usw. usw. Vieles hindert, dass die Menschheit ihre Probleme schnell und einfach lösen kann ... und das ist ein viel ernsteres Problem als alle Kunst zusammen.
Itari