@amarthius
Vielen Dank. Aber ich denke, dass wir alle seit 20 Jahren googeln und die (dort mageren) Bewertungen einschätzen können. Mir ging es eher um persönliche Erfahrungen und Kenntnisse.
Ich habe aber von zwei Usern hier aus dem Forum eine PN bekommen, die alle beide sehr hilfreich waren. Dafür ein fettes Danke.
Kleiner Erlebnisbericht aus Berlin-Kreuzberg und Neukölln:
Geplant war, dass wir am Freitag uns zwei Grundschulen anschauen, die erste Schule zur ersten Hofpause, die zweite Schule zur zweiten Hofpause.
Am Donnerstag Abend aber sind wir nach einem Restaurantbesuch zufällig an einer Grundschule in Kreuzberg vorbeigelaufen, die ich sofort von Fotos wiedererkannt habe. Wir sahen uns den breiten Eingangsbereich mit Treppe an, der trotz trockenem Wetter komplett nass war. Die Schule war wegen Vereinsarbeit in der Sporthalle noch offen und eine ältere Dame saß im Hausmeisterbüro. Wir kamen mit ihr ins Gespräch, erklärten unser Anliegen und ab dem Punkt war bei ihr kein Halten mehr. Sie zeigte uns einen Großteil der Schule, erzählte uns viele meist negativen Dinge direkt aus dem Schulalltag und wie sich die Situation in den letzten 10 Jahren stark verschlechtert hat. So viel Einblick hätte ich mir nicht mal zu Träumen gewagt und mein Sohn war von den baulichen Verhältnissen dort vor Ort und den Erzählungen schon etwas irritiert.
Die Treppe am Haupteingang wird übrigens jeden Abend mehrmals mit viel Wasser abgespritzt, da Drogensüchtige die Treppe abends gerne dafür benutzen sich ihren Schuss zu setzen. So ist es immer sauber und niemand mag sich ins Nasse setzen.
Am nächsten Tag waren wir pünktlich zur ersten Hofpause an der ersten Grundschule. Dort fiel mir zuerst auf, dass einerseits im Verhältnis zur Anzahl der Kinder viele Erwachsene zur Pausenaufsicht auf dem Hof waren, sowie jede Pausenaufsicht eine orangene Warnweste trug.
Zum Ende der Pause leerte sich der Hof und es war noch eine Pausenaufsicht (männlich, ca. 40 Jahre), sowie 15 Schüler auf dem Hof. Zwei Schüler (geschätzt 3. Klasse) bekamen Streit und schlugen sich sofort hemmungslos mit Fäusten mehrfach ins Gesicht. Innerhalb von Sekunden artete die Schlägerei auf 6 Kinder aus, die sich gegenseitig ins Gesicht schlugen und nach allem traten, was sie treffen konnte.
Dazwischen hüpfte aufgeregt die Pausenaufsicht rum und rief immer "STOP, STOP, STOP, AUFHÖREN". Die 6 Kinder nahmen den Herrn und seine Versuche die Schlägerei zu unterbinden überhaupt nicht wahr. Es war als ob er gar nicht da war. Wenn er einen festhielt, prügelten sich die anderen fünf weiter. Als er endlich die beiden Haupttäter jeweils links und rechts am Arm hatte, traten die anderen vier noch nach.
Dann kam eine zweite Pausenaufsicht angelaufen, die körperlichen Aktivitäten beruhigten sich, dafür wurde noch fleißig verbal mit den widerlichsten Schimpfphrasen seitens der Kinder weiter gemacht. Dann verschwanden alle in zwei verschiedene Schulgebäude. Es sah für mich nicht so aus, als ob das für irgendwen dort Konsequenzen hatte.
Ok, ich hatte im Vorfeld eine raue Schule erwartet. Aber was ich da sah, sprengte alles. Diese Verhältnisse hätte ich vorher an einer Grundschule nicht erwartet.
Das sich Kinder in die Haare kriegen, ja, das weiß ich, haben wir auch gemacht, das ist auch ok. Konflikte gehören zum Leben dazu, Konflikte kann man lösen und das muss man lernen.
Aber das? Von Kindern im Alter von 8-9 Jahren, hohe Aggressivität, keine Hemmschwelle, kaum Impulskontrolle, rücksichtslose brutale Gewalt, gepaart mit einer Respektlosigkeit gegenüber Lehrkräften, das hat mich in diesem Gesamtpaket schon sehr nachdenklich gemacht.
Was soll aus Kindern werden, die so verroht sind?
Wo sind die Eltern? Was machen die mit ihren Kindern?
Was fühlen Eltern, die ihre Kinder auf eine solche Schule bringen MÜSSEN?
Zugegeben, für meinen Sohn war dieser Tag sehr lehrreich. Es hätte nicht "besser" laufen können. Er war von der Situation überfordert und es hat ihn sehr beschäftigt. Wir haben auf den Besuch der zweiten Schule auch verzichtet.