Hmmm ... das mit dem Reden tue ich auch, wenn ich meine Tochter sehe. Aber sie wohnt wegen des Studiums nun nicht mehr zu Hause. Wenn dein Sohn dann mal als Austauschschüler in GB, USA oder sonst wo weit weg ist, wirst vielleicht ein wenig anders darüber denken.
Ok, räumliche Entferung hindert das persönliche Gespräch. Ansonsten ändert es aber nichts, ganz im Gegenteil. Was sollte in der Situation Twitter nützen? Gerade da ist email das Mittel der Wahl (vom direkten Dialog per Telefon oder meinetwegen Chat mal abgesehen). Die Erfahrung räumlicher Entferung durch Auslandsaufenthalte (wenn auch jeweils nur für Wochen) haben wir im übrigen längst hinter uns und dabei haben sich mail und Telefon als wesentliche Kommunikationsmittel bewährt. Kurze Statusupdates per SMS wären auch per Twitter möglich, allerdings ohne irgendeinen Vorteil (im Gegenteil, bei SMS bekommt sie nur, wen sie auch angehen). Da ist twitter nur dann vorteilhaft, wenn die Statusupdates an eine größere Anzahl Interessierter gehen sollen; auf Motorradtour war das dann praktischer als SMS.
Was ich bei der ganzen Diskussion schade finde, ist, dass es immer ein wenig darauf hinausläuft, dass Twitter (und E-Mail zähle ich manchmal auch dazu, wenn nichts anderes da ist) als Gegenstück zum 'wirklichen' Leben verstanden wird. Das ist es aber nicht.
Meistens doch. Email ist immerhin schon direkte Kommunikation; dabei wird nicht meist Belangloses wahllos in die Welt geblasen (die das meist auch weder interessiert noch zur Kenntnis nimmt). Twitter hat mit wirklichem Kontakt meist nichts zu tun. Twitter ist ein bischen Kurzinfo-Nachrichtendienst, wenn man z. B. Firmen o. ä. folgt, die dort Neuigkeiten etc. verbreiten; das ging und geht aber per RSS genausogut oder besser (weil in einen RSS-feed nunmal mehr Info passt). Es ist ja auch bezeichnend, dass 5% der Nutzer 80-90% des Aufkommens bei Twitter produzieren. Wenn Promis natürlich xtausende follower finden, die jeden getwitterten F*** begeistert verfolgen, verwundert das nicht wirklich.
Ich habe ja auch gar nichts grundsätzlich gegen Twitter, Buzz und was es noch so gibt und geben wird. Richtige Kommunikation wird dadurch aber nicht ersetzt und jedenfalls zur Zeit sind sie keinerlei Konkurrenz für email.
Virtuelle Realitäten sind auch Facetten der Persönlichkeit und gehören schon immer ganz normal zur Persönlichkeit dazu.
Ja. Aber Sie sind nur ein kleiner Teil der realen Person und der Realität. Und ebenso ist twitter nur ein kleiner Teil der Kommunikationsmöglichkeiten und kann andere, umfangreichere und wichtigere Möglichkeiten der Kommunikation und wirkliche sozialer Kontakte nicht ersetzen (sorry, aber mit den diversen twitteren verbindet mich eher weniger als mit Leuten, deren Beiträge ich in news oder Foren lese).
Auch finde ich eine Brieffreundschaft (reine virtuelle Realität) nicht anders, als ein Kennenlernen in den Ferien, wo man vielleicht auch noch Jahre später Kontakt zu hat.
Ich sehe da schon diverse, wesentliche Unterschiede. Natürlich kann auch eine reine Brieffreundschaft zu einer echten Verbindung führen. Dazu ist aber eine Menge Engagement erforderlich und zwar in einem - wenn auch räumlich und zeitlich auseinanderliegenden - Dialog, also etwas völlig anderes als die meist inhaltlich und vom Ziel her wahllose Twitterei. Das schließt nicht aus, dass sich aus einem zufälligen Twitterkontakt eine weitergehende Verbindung entwickeln kann, dafür ist Twitter aber weder geeignet noch gedacht und tatsächlich dürfte das auch ein eher seltener Fall sein.
Ich persönlich habe auch schon sehr spannende, intensive, nette und rein virtuelle Kontakte aufgenommen zu Menschen, die ich in der 'normalen' Welt so nicht kennen lernen könnte, weil sie ver- oder behindert oder überfordert wären (z. B. Autisten), die aber kein Problem haben, mit mir in einem Rollenspiel zu kommunizieren.
Bei Twitter
? Meine Erfahrung ist eine andere; meist kommuniziere ich auf elektronischem Weg mit Menschen, die ich auf andere Weise kennengelernt habe oder der Ausgangspunkt war zwar ein virtueller Kontakt (z. B. durch gemeinsame Interessen in einem Forum), der dann auch zu realen Kontakten geführt hat. Ich habe keinen Sozialkontakt, den ich als wichtig oder überhaupt irgendwie von Belang bezeichnen würde (das beinhaltet für mich immer eine persönliche Beziehung oder Bindung), den ich nicht auch persönlich kenne. Vorstellbar wäre das durchaus, aber sicher nicht auf Twitterbasis...
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Last but not least ... auch Itari ist eine rein virtuelle Entität, die es im 'wirklichen' Leben gar nicht gibt. Stört das bei dieser Diskussion wirklich?
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Natürlich nicht; Meinungsaustausch ist immer möglich, dazu bedarf es auch keiner sozialen Bindung oder Beziehung. Ich habe auch im realen Leben auf Veranstaltungen etc. mit mir ansonsten völlig unbekannten Personen interessante Diskussionen geführt (die in einem Medium wie Twitter ohnehin völlig unmöglich wären); das hat aber mit den Kommunikationsnotwendigkeiten zur Aufrechterhaltung eines wirklichen sozialen Kontakts wenig zu tun.
Gruß
Peter